9. Begegnungscafe

Der Asylkreis hatte am vergangenen Donnerstag zum 9. Begegnungscafe „Welcome“  ins Josefshaus eingeladen. Bürgermeister Geiß war auch der Einladung gefolgt. Er begrüßte die große Zahl der Besucher und wünschte ihnen allen für das neue Jahr alles Gute.
Auch viele Flüchtlinge, die sich ehedem in Oftersheim sehr wohl gefühlt hatten und jetzt in den umliegenden Gemeinden leben, waren wieder gekommen. Man führte interessante Gespräche und holte sich Tipps für weitere Schritte im Blick auf die Arbeits- und Wohnungssuche.

Nachdem es beim letzten Begegnungscafe syrische Speisen gab, boten die Mitarbeiterinnen des Asylkreises diesmal ein typisch deutsches Essen an: Dampfnudeln mit Kartoffelsuppe. Beides mundete sehr – auch den Flüchtlingen!

Für die musikalische Unterhaltung sorgte der Kinderchor der katholischen Kirchengemeinde unter der Leitung von Gabi Weißmann.  Sie erhielten dafür großen Applaus.

Herzlichen Dank an alle, die das Begegnungscafe vorbereitet und zum Gelingen beigetragen haben.  Besonderen Dank auch an den Kinderchor mit Gabi Weißmann

DANKE!

Ich danke allen, den Ehrenamtlichen des Asylkreises, den Hauptamtlichen im Rathaus mit Bürgermeister Geiß, den Oftersheimer Bürgern, den Vereinen und Parteien, den Kirchengemeinden, den Schulen und der Bücherei, allen, die den Asylkreis bei seiner Arbeit mit den Flüchtlingen unterstützt und damit zu einem guten Miteinander in unserer Gemeinde beigetragen haben.

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr.

Heidi Joos

8. Begegnungscafe

Am Donnerstag, dem 15.12.2016, fand das 8. Begegnungscafe statt. Frau Joos begrüßte alle, die der Einladung gefolgt waren: die große Zahl der Flüchtlinge, die aus Oftersheim kamen, und auch die Ehemaligen, die aus Hockenheim, Reilingen und sogar aus Walldorf gekommen waren. Dazu die Einheimischen, die sich zur Begegnung eingefunden hatte.
Zu Beginn unterhielten Kinder und Jugendliche der Schwetzinger Musikschule die Gäste sehr gekonnt mit ihrem Klavierspiel. Es war auch schön, den Jugendlichen bei ihrem Spielen zusehen zu können.
Danach wurde zu einer iranischen Hähnchensuppe und einem syrischen Reisgericht eingeladen. Beides mundete sehr. Die Kinder konnten es kaum erwarten, bis der besondere Gast des Abends,der Nikolaus, seine Aufwartung machte. Ihre Freude war groß, als er sie beschenkte. Für die Erwachsenen hatte der Nikolaus einen weiteren Sack mit Geschenken dabei.
Es war wieder ein schöner Abend, den man miteinander verbrachte. Ein besonderer Dank geht an die Frauen und Männer, die diesen Abend vorbereitet und gestaltet haben, die Köche, die Kuchenbäcker, die Helfer beim Auf- und Abbau.

Paul Werner

Abenteuer Meßstetten

Die Rawa-Familie aus dem Irak soll zu ihrem zweiten Interview nach Meßstetten kommen, Termin Montag, 14.11. 2016, 13 Uhr heißt es klar in dem Brief. Ich entschließe mich, mitzufahren, denn ich will wissen, wie man unsere Flüchtlinge behandelt. Ich will ihnen auch irgendwie zur Seite stehen.

Wo aber liegt Meßstetten? Nach der Postleitzahl könnte es bei Heilbronn sein – aber der Blick auf die Karte zeigt eine ganz andere Gegend: Schwäbische Alb.
Ach ne, ich ziehe mein Angebot zurück, sie mit dem Auto hinzufahren. Vielleicht ist es einfacher und gemütlicher, den Zug zu nehmen. Man kann sich dann ja auch miteinander beschäftigen.

Ich suche aus dem bahn.de eine Verbindung heraus, na, da sind wir 20 Minuten vor dem Termin dort, wenn wir um 8 abfahren. Aber Rawa will die frühere Verbindung nehmen und Ramad, ihr 8-Jähriger erklärt mir, „wenn Züge spät“, denn wenn sie nicht pünktlich da sind, werden sie wieder nach Hause geschickt und müssen auf einen neuen Termin warten. Die beiden großen Kinder wollen unbedingt mit, ich schreibe ihnen für die Schule eine Entschuldigung.  Ich erfahre außerdem, sie bekommen ein Baden-Württemberg Ticket ersetzt, also nehmen wir die langsamen Züge.

Hinterher weiß ich: Sie haben in allen Vorschlägen und Bitten Recht gehabt – Kinder und Mama. Ich bin froh, dass wir ihren Vorstellungen gefolgt sind.

Montag, Bus Abfahrt um 5:43 in Oftersheim am Rathaus. Sie sitzen, als ich 2 Minuten vor Abfahrt komme, auf der verkehrten Seite. Rüber! Wir warten. Kein Bus, der uns nach Schwetzingen zum Bahnhof fährt. Dann erzählt Zahra, dass vorhin schon einer gekommen ist! Also früher kam als der Fahrplan sagte.

Was tun?

„Bleibt hier, ich hole mein Auto!“

Gesagt getan. Wie ich es später noch öfter erleben werde, „funktionieren“ die Kinder ohne Murren und Klagen. Schnell nach Schwetzingen. Wir sind kaum eine Minute auf dem Bahnhof, fährt unser Zug nach Stuttgart ein. Ich lache! Geschafft!!

Wir setzen uns nach oben, haben einen weiten Blick in die Dunkelheit, aber irgendwann mal dämmert es und dann sehe ich auch die Sonne aufgehen. Schön! Zwischendrin packe ich das „erste Quartett“ für den fünfjährigen Yusuf aus und kann gleich die Regeln dafür in die Tonne werfen. Er macht sie selbst! Und irgendwann mal verfeinert er sie, das merke ich an seinen Reaktionen, wenn ich was „falsch“ ablege. Die Kartenhalter sind klasse! Zahra hab ich ein Mädchen-Mandala Buch mitgebracht und Ramad kann ich ein Duden-Kindergartenbuch in die Hand drücken und mit ihm lesen.

Stuttgart! Oh es ist kalt – eine Stunde warten auf diesem Bahnhof ist ziemlich ungemütlich. Aber keiner klagt. Auch nicht unser Jüngster.

Da unser Zug, richtige Nummer, richtige Zeit, richtiges Gleis.

Wir steigen ein. Wir fahren los. Mitten in dem Lärm des fahrenden Zugs eine Durchsage, die ich aber nicht verstehen kann. Der Zug ist geteilt, ein Teil fährt nach Horrenberg, einer nach Aulendorf. Kein Zugbegleiter, den ich fragen kann, auf welcher Strecke denn unser (kleiner) Zielort – ich habs schon vergessen, wie er hieß – sein kann, vielleicht Balingen? Erst mal fahren wir, kommen in Tübingen an. Ist es da, dass der Zug geteilt wird? Ich frage einen jungen Mann, er überlegt, da mischt sich ein alter ein und sagt, wir müssten rasch in den ganz vorderen Teil umsteigen. Die Kinder sind schnell bereit, wir hasten raus – sehen die Rücklichter des Zugs. Ich wieder rein zu dem alten Mann: In einer Stunde kommt der nächste, den Sie nehmen können. Also warten wir auf dem kalten Bahnsteig. Zug kommt,

da ist ein Zugbegleiter, der uns kritisch anschaut, wir seien ja doch keine Familie. Das BW Ticket sei für Familien. Ich sage, das hab ich nirgends gelesen. Ja, es sei auch kompliziert und gibt uns die gestempelte Karte wieder. Kein Zugbegleiter danach hat sowas nochmal gesagt…
Der Zug fährt uns nach Balingen (?), dort sollen wir den Bus Nr. 17 nehmen. Wo ist der Busbahnhof? Ich frage und erhalte eine Antwort. Da sind ungefähr 12 verschiedene Stationen. Ich frage wieder, ein junger zigarettenrauchender Mann zückt sein Smartphone. Der Busfahrer sagt, ja, er fährt nach Tieringen, aber nicht nach Meßstetten, das sei nochmal ein anderer Bus. Der Smartphone-Mann weiß dann, dass dieser Bus dann um 11:15 abfährt, also eine Stunde Aufenthalt dort in Tieringen. Ich denke, immer ein Schrittchen näher ans Ziel – egal. Es wird sich schon was geben.

Wir kommen jetzt in den Winter, in Eis und Schnee. Wir sind in Tieringen an der Bushaltestelle nach Meßstetten. Industriegebiet. Kein Lokal zum Aufwärmen. Keine Klagen der Kinder. Rawa lässt Zahra mir sagen, dass ein Taxi jetzt gut wäre, sie hat Angst, den Termin zu verpassen.

Taxi. Hier? Nichts zu sehen.

Ich beschließe, in die nächste Firma zu gehen und stoße auf eine fähige und energische Sekretärin (?). „Können Sie uns helfen, wir brauchen ein Taxi nach Meßstetten.“ Ich verschweige, dass Rawa ein Smartphone hat, weil ich auch nicht damit umgehen kann. Telefonbücher werden gewälzt, ein wartender Mann hilft auch dabei. Der Chef taucht mal auf – er kriegt wohl alles mit. Aber schließlich wird ein Taxiunternehmen gefunden, es ist in ca. 15 Minuten hier. Wir gehen wieder hinaus in die Kälte. Zahra ist gerade ganz verschlossen, sagt nichts, ich spiele Schneewerfen mit Yusuf, der begeistert ist. Schließlich kommt ein großes Taxi, schließlich sind wir zu fünft und die Fahrerin Frau Kaufmann, eine kräftige patente Blonde packt erst die Kinder ein, gurtet sie an – kein Protest! Sie erzählt, sie weiß, wohin wir wollen, kennt den Ort, sie fährt öfter Flüchtlinge. Ah wie angenehm! Nun geht’s weiter hoch, alles ist schneebedeckt, wunderschöne Tannenwälder in weiß getaucht. Etwas Nebel. Frau Kaufmann lebt hier und findet die raue Alb wunderschön. Viel Schnee? 3-4 Meter sind nichts und meist hat es in der Hälfte des Jahres Schnee!

Ganz oben auf dem Berg setzt sie uns ab, an der Pforte der sogenannten LEA. Der Servicemann sucht und findet die Familie auf seiner Liste und zeigt ihnen, wo sie hin müssen. „Ich kann Sie aber nicht reinlassen“ sagt er zu mir. „Ist verboten. Ich kriege großen Ärger, wenn ich es doch mache.“ Und da steh ich mitten in der Einöde am Rand der Kasernen, die von der Bundeswehr stammen, ein eiskalter Wind weht, dürftig gebremst von ein paar Plastikwänden. Meine Familie ist verschwunden, sie kriegen was zu essen und machen dann das Interview. Wir haben nichts ausgemacht, weil ich ja auch nicht weiß, was jetzt mit mir passiert.
„Was mach ich denn jetzt mit ihnen?“ fragt der Servicemann und hat dann eine Idee. Es ist 11.30. VIEL Zeit für mich. Vielleicht nimmt mich die Taxifahrerin mit runter nach Albstadt und ich kann da ins Warme und Mittag essen. Sie macht es, fährt gerade eine Flüchtlingsfrau zum Arzt. Und wie komme ich da wieder hoch zu der Kaserne? Im Bahnhof eine Bäckerei mit Stühlen, ein belegtes Brot, Tee, mein Buch. Und WARM!!!
Wie lange soll ich da warten? Wie komm ich wieder hoch? Raten, spüren. Vor 14 Uhr werden sie nicht fertig sein, denke ich. Wieder frage ich und erfahre, dass da ein Bus hoch fährt und zwar bald. Nichts wie rein. Oben erkennt mich der Servicemann wieder und offenbar ist meine Familie noch nicht herausgekommen. Hier, denke ich, wäre ein Smartphone ja wirklich nicht schlecht. Also ich warte bei ihm, interviewe ihn, er erzählt mir sein Leben, sein Vater, Dresden, Übersiedlung in den Westen und ich erfahre von seiner einfühlsamen Haltung den Flüchtlingen gegenüber. Das gefällt mir sehr gut. Aber daneben vergeht die Zeit und die Eiseskälte nagt an meinen Zehen, meinen Beinen, meinen Armen. Au weia, so gefroren hab ich schon lange nicht mehr. Ich zittere schon. Lenke mich immer wieder ab mit dem Gespräch mit „Arnold“, so wird er genannt. Ich mache mir Sorgen. Ist ein langes Interview ein schlechtes Zeichen? Er hat natürlich keine Ahnung aber ist freundlich und sagt, manchmal dauert es eben lang. Nach 1 ½ Stunden warten hat es ein Ende. Sie sind da und ich freu mich wie eine Schneekönigin, umarme sie und erkläre, welche Optionen wir nun haben. Der Bus kommt erst um 17.30 nochmal. Noch so lange in der Kälte will ich nicht bleiben und entscheide, Taxi. Rufe auf Rawas Smartphone an, jetzt hab ich die Telefonnummer. Frau Kaufmann kommt in 15 Minuten, höre ich und freu mich wieder, dass sie da ist!

Im Bahnhof Albstadt ist ein etwas mürrischer Servicemann (welch Widerspruch!) von der DB, der druckt die Heim-Verbindungen aus – wow, bald sind wir wieder zu Hause – aber es ist die Verbindung mit dem ICE! Die gehen nicht mit dem Baden-Württemberg-Ticket. Also nochmal hin. Jetzt wird’s klarer. Es wird wieder dauern. Erst in Albstadt in der Bäckerei eine Stunde warten, die Kinder essen das von Mama mitgebrachte, ich eine heiße Schokolade – die Rawa unbedingt bezahlen will. OK gern. Dann sitzen wir im Zug nach Stuttgart. Dort gibt’s in dem Umbaubahnhof wieder mehr als eine Stunde Aufenthalt. Wir laufen herum, ich renne mit dem Rucksack auf dem Rücken mit Yusuf an der Hand die Strecken ab. Er lacht. So schön unbekümmert! Dann der Zug nach Karlsruhe. Kann kaum glauben, dass er eine ganze Stunde dorthin braucht. (Ich bin die ICE Dauer gewohnt). Aber er tut es. Meine Fähigkeit, mich spielerisch mit Yusuf zu beschäftigen, sinkt, ich bin KO. Er darf malen, hab ja einen Zeichenblock und Farben dabei.

Karlsruhe. Wieder 40 Minuten in der Kälte warten. Wir gehen in den Gang runter, da bläst der Wind nicht so sehr, wieder rennen wir beide, der Jüngste und die Älteste durch die Gänge.  Die drei anderen schauen uns zu.
Ich frage, wie das Interview war. Offensichtlich gut. Rawa lässt mich bitten, ob ich helfe, dass sie eine Wohnung finden, denn der Papa wird wohl auch bald kommen.

Dann unser letzter Zug. Um 9 Uhr sind sie in Oftersheim, Ramad und Zahra zählen die Minuten. Rawa lässt mich fragen, ob ich zum Essen mit komme, NEIN, ich brauche Pause, Ruhe. Fahre nach Schwetzingen weiter und hole mein Auto ab. Was ein Tag!

Ich habe die Kinder, die Familie besser kennen gelernt und bewundert, wie erzogen sie sind und wie man mit ihnen auch Abenteuer bestehen kann und wie gut Rawa auch den anstrengenden Yusuf im Griff hat.

 

Ulrike Franke

 

 

Die „Notunterkunft“ im Gewerbepark Hardtwald ist aufgelöst – Der Asylkreis bedankt sich bei allen Helfern und Unterstützern

Im Januar dieses Jahres kamen nach und nach Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, dem Iran und Gambia zu uns nach Oftersheim, 260 Personen, meist junge Männer. Sie wurden vom Rhein-Neckar-Kreis in einer Halle, einer sogenannten Notunterkunft im Gewerbepark Hardtwald untergebracht. Die Freude der Oftersheimer darüber war geteilt. Bei manchen machte sich Angst breit vor den Fremden, man wusste nicht, welche Veränderung ihre Anwesenheit mit sich bringen würde. Man befürchtete Schlimmes.

Den Ehrenamtlichen des Asylkreises war jedoch klar, dass man diese Menschen freundlich aufnehmen und ihnen bei uns in Deutschland neue Perspektiven zeigen möchte.

Der Asylkreis besteht aus ca. 120 Mitgliedern, die sich je nach Zeit und Fähigkeiten einbringen. Einige sind schon seit der ersten Flüchtlingswelle vor ca. 25 Jahren und auch heute wieder aktiv. Die einen in der „Halle“ im Gewerbepark, die andern im ehemaligen Gasthaus Hirsch, in dem zur Zeit ca. 16  Flüchtlingsfamilien, insgesamt 60 Personen, leben.

Sie alle sind vor Krieg, Terror und großem Elend geflohen und haben auf ihrer Flucht Menschen zurückgelassen oder sogar verloren. Die Hoffnung der jungen Männer war groß und sie freuten sich auf Wohnungen, in denen sie zur Ruhe kommen wollten. Dies war dann allerdings nicht der Fall. Wie schon erwähnt,  kamen sie unter in einer großen Gewerbehalle, in der durch Bauzäune  und Plastikfolie abgetrennte Parzellen geschaffen wurden. Jede Parzelle bot mit 6 Stockbetten Platz für 12 Personen. Nach oben hin war der Raum offen und einsehbar. Ein privates Leben war nicht möglich.

Der Asylkreis hat sich der jungen Männer angenommen und bot ihnen Hilfen für den ungewohnten Alltag hier in Deutschland an durch: Deutschsprachkurse, Übersetzungshilfen, Kennenlernen der deutschen Kultur und Mentalität, Begleitung zu Behörden, Kontakte zur einheimischen Bevölkerung z.B. bei Begegnungscafés oder beim Sommerfest, Schlichtung bei Konflikten, Kleiderstube und Fahrradwerkstätte, Freizeitangebote mit  Sport und Spiel. Schnell wurden Kontakte geknüpft und Vertrauen hergestellt.

Aber nicht nur der Asylkreis wurde tätig. Viele Oftersheimer Bürger, Mitglieder der Interessengemeinschaft Gewerbepark Hardtwald, Vereine, Parteien, Kirchengemeinden und vor allem der Bürgermeister mit dem Rathausteam standen dem Asylkreis zur Seite und unterstützten ihn. Manche spendeten Geld, Kleider, Fahrräder, Einrichtungsgegenstände, Sportgeräte, Tischtennisplatte, Tischkicker und WLAN. Einige Vereine nahmen Flüchtlinge in ihren Kreis auf und die Kirchengemeinden und das Rathaus stellten ihre Räume für Veranstaltungen zur Verfügung.

So gab und gibt es in Oftersheim ein gutes Miteinander zum Wohle der Flüchtlinge und darüber hinaus zum Wohl der ganzen Gemeinde. Die Flüchtlinge in der Halle fühlten sich angenommen  und manche Oftersheimer konnten ihre anfänglichen Ängste ablegen. Wenn die Flüchtlinge jemanden angesprochen und gefragt haben, wie es ihnen denn gehe, so war das keine Anmache, wie es leider manchmal verstanden wurde, sondern ein Anwenden ihrer neuerlernten Sprache. Und jeder freute sich, wenn der Angesprochene wohlwollend darauf reagierte.

Ein Wermutstropfen war allerdings die berüchtigte „Entrümpelungsaktion“, die die Security durchführte mit der Begründung, sie diene dem Brandschutz in der Halle. Dabei wurde viel Eigentum der Flüchtlinge zerstört. Nach langem zähem Ringen mit dem RNK konnte der Asylkreis nun doch für die Flüchtlinge eine kleine Entschädigung erreichen. Der Asylkreis hofft, dass die übergriffige Aktion im August nicht zu viel Vertrauen zerstört hat.

In der vergangenen Woche kam nun ganz unerwartet die Nachricht, dass die Flüchtlinge nach Hockenheim und Reilingen umziehen können. Der RNK hat ihnen dort in der sogenannten „Erstaufnahme“ in Containern Zimmer und in der sogenannten „Anschlussunterbringung“ kleine Wohneinheiten für jeweils drei Personen zugewiesen. Damit wird für sie nun privates Leben möglich sein. Darüber freuen wir uns mit ihnen und wünschen ihnen allen alles Gute. Einige von uns haben die Flüchtlinge in ihre neuen Unterkünfte begleitet. Der Kontakt wird wohl nicht ganz abbrechen, denn es wurden auch Freundschaften geschlossen und manche Deutschkurslehrer möchten sie auch weiterhin unterrichten. Dafür ist sinnvoll eine Kooperation mit den Asylkreisen in Hockenheim und Reilingen.

Wir wollen nun allen danken, die sich hinter uns und unsere Arbeit mit den Flüchtlingen gestellt und uns unterstützt haben. Wir danken für die Spenden jeglicher Art!

Unsere Arbeit geht weiter. Der Gemeinde Oftersheim werden, wie überall, weitere Geflüchtete zugewiesen, die unsere  und auch Ihre Hilfe brauchen.

Heidi Joos

Herbstfest des Asylkreises in der Notunterkunft im Gewerbepark Hardtwald

Nicht wiederzuerkennen war am vergangenen Freitag die Notunterkunft im Gewerbepark Hardtwald. Der Asylkreis hatte zum internationalen Herbstfest eingeladen. Schon um die Mittagszeit waren die Bewohner der Halle beim Aufräumen und Putzen anzutreffen und am Abend war die Halle schön herausgeputzt. Biertische und Bänke, mit weißen Hussen bestückt und mit Herbstblumen geschmückt, boten den geladenen Gästen einen festlichen Anblick.

Bürgermeister Geiß war der Einladung gefolgt und begrüßte die Hallenbewohner und ihre Gäste. Nach einer weiteren Begrüßung durch den Asylkreis, in drei Sprachen übersetzt, spielten zum Auftakt die „Marschmellows“ des Oftersheimer Musikvereins. Ihnen sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt ! Danach wurde das Buffet eröffnet, das internationale Speisen bot, die allen bestens mundeten.

Anschließend gestalteten die Hallenbewohner das Programm. Die Trommler aus Gambia bedankten sich unter anderem mit einem besonderen Song bei den Oftersheimer Bürgern für all das Gute, das ihnen hier in Oftersheim zuteil wird.
Viel Spaß hatte man danach beim kurdischen Tanz und etwas später bei den deutschen Schlagern, live gesungen.

Es war ein schöner Abend, der uns allen lange im Gedächtnis bleiben wird!

„Asylkreis Aktuell“

Obwohl die Bewohner im Gewerbepark und auch die Freiwilligen des Asylkreises die letzten zwei Wochen fast vollständig mit der Verarbeitung und Aufarbeitung der Ereignisse vom 12.8. verbracht haben, gab es doch in der Zwischenzeit auch erfreuliche Dinge, über die es zu berichten lohnt.

An erster Stelle sei hier das Sommerfest genannt, das sowohl für die Bewohner vom Goldenen Hirsch und der Halle, die Freiwilligen als auch die vielen Besucher aus Bevölkerung ein Anlass großer Freude war. Verbunden durch Tanz, Musik und Essen über alle kulturelle Grenzen hinweg zeigte sich hier, was entstehen kann, wenn Menschen offen und unvoreingenommen miteinander umgehen, anstatt in Kategorien wie Hautfarbe, Religion oder Herkunft zu denken. Der Asylkreis dankt allen Helfern, Köchen und Musikern für ihren Einsatz, ohne den dieses Fest nicht möglich gewesen wäre.

Im Zuge der Berichterstattung über die „Entrümpelungs“-Aktion haben die Bewohner und Freiwilligen viel Zuspruch, Verständnis und Solidarität erhalten, worüber wir uns sehr freuen. Für die Hallenbewohner ist der Schaden zwar angerichtet; es bleibt jedoch zu hoffen, dass bei den verantwortlichen Stellen und in der Öffentlichkeit eine Sensibilisierung stattgefunden hat, sodass sich ähnliche Ereignisse an anderen Orten nicht wiederholen.

In der Zwischenzeit haben zwei Treffen zwischen Asylkreis und Landratsamt stattgefunden, die sich sowohl mit der Aufarbeitung als auch mit der allgemeinen Situation beschäftigt haben. Der Asylkreis hofft nun, dass die Versprechen, die von öffentlicher Seite gemacht wurden, auch schnell eingelöst werden, damit sich die Situation für die Bewohner im Gewerbepark zum Besseren wendet. Dazu gehören insbesondere eine schnelle Entschädigung, eine Ablösung des Sicherheitsunternehmens sowie eine Entschuldigung durch Vertreter des Rhein-Neckar-Kreises. Der Asylkreis wird diesen Prozess auch in der Zukunft kritisch und konstruktiv begleiten.

Erklärung des Asylkreises Oftersheim zur sogenannten „Entrümpelung“ der Flüchtlingsunterkunft im Gewerbepark Hardtwald

Am Freitag, dem 12.8.2016 hat der für die Gemeinschaftsunterkunft im Gewerbepark Hardtwald zuständige Wachdienst ab ca. 15:00 Uhr unter der Begründung, die Hausordnung durchzusetzen und für die Einhaltung der Brandschutzbestimmungen zu sorgen, die Gemeinschaftsunterkunft geräumt, das Eigentum der dortigen Bewohner in Form von Möbeln, Elektrogeräten, Speisen usw. entfernt und in drei bereitstehende Container entsorgt. Anwesend waren neben der Polizei, die vom Sicherheitsunternehmen gerufen wurde, auch das Fernsehen sowie Anwohner, die das Geschehen abfällig kommentierten.

Der Asylkreis verurteilt diese Aktion auf Schärfste. Neben eklatanten Kommunikationsmängeln von Seiten der Security und dem Rhein-Neckar-Kreis, die es nicht für nötig befanden, den Asylkreis oder die Hallenbewohner im Vorfeld zu informieren, stellen wir fest, dass die Aktion insgesamt vollkommen unverhältnismäßig war und mit unnötiger Härte durchgeführt wurde. Die Würde und die Rechte der Hallenbewohner wurden mit Füßen getreten und diese in aller Öffentlichkeit bloß- und als für die Versäumnisse Dritter verantwortlich hingestellt. Der Asylkreis wird im Interesse der Bewohner den Vorgang juristisch prüfen und falls notwendig gegen die Verantwortlichen vorgehen.

Die Halle im Gewerbepark, betrieben durch den Rhein-Neckar-Kreis, wurde am 20. Januar 2016 von den ersten Flüchtlingen bezogen. Die offizielle Ausstattung der Zellen für bis zu zwölf Bewohner, die aus mit Planen bespannten Bauzäunen bestehen, bestand beim Einzug aus Etagenbetten inkl. Bettwäsche; weiterhin war ein Spind pro Bewohner vorgesehen. Zusätzlich wurden vom Landratsamt pro Zelle jeweils ein Tisch sowie zwei Stühle zur Verfügung gestellt. Ein Großteil der Stühle und der Betten hatten eine so schlechte Qualität, dass diese nach wenigen Wochen ausgetauscht werden mussten. Die Spinde wurden erst Wochen nach Bezug geliefert, sodass die Bewohner über längere Zeit keine Möglichkeit hatten, ihre Papiere und Wertgegenstände sicher aufzubewahren.

Der Asylkreis ist der Ansicht, dass unter diesen Bedingungen kein menschenwürdiges Leben möglich ist, weshalb dem Bedürfnis der Bewohner, für individuelle Lebensbedingungen zu sorgen, großes Verständnis entgegen gebracht wird. Ebenso ist festzustellen, dass verschiedene vom Asylkreis unternommene Initiativen zur Verbesserung der Lebensqualität durch das Landratsamt blockiert wurden. Als Beispiel ist hier die Anschaffung von Kühlschränken für die heißen Sommermonate zu nennen, die nicht genehmigt wurde. Vor diesem Hintergrund ist es weder verwunderlich noch verwerflich, dass die Bewohner eigene Initiativen ergriffen haben, um sich ein Mindestmaß an Lebensqualität zu sichern, wozu eine individuelle Einrichtung, Besitz sowie Möglichkeiten zum Lagern und Zubereiten von Speisen gehören.

Seit dem ersten Tag übernimmt die Firma DS Security GmbH den Wachschutz der Unterkunft – von Anfang an mit der Anweisung, dass aus Brandschutzgründen keine elektrischen Geräte durch die Bewohner betrieben werden dürfen. Es darf an dieser Stelle die Frage gestellt werden, wie es dazu kommen konnte, dass sogar Großgeräte wie Kühlschränke oder Fernseher sowie andere Gegenstände, deren Präsenz vom Wachdienst als Sicherheitsproblem eingestuft wird, in die Halle gelangen konnten. Überhaupt war die Situation nach Aussage von Herrn S., Geschäftsführer der DS Security GmbH, offiziell schon seit Monaten bekannt und wurde nach seiner Aussage mehrmals beim Landratsamt angemahnt. Wenn man wie Herr S. unterstellt, dass die Bewohner und Besucher der Halle seit Monaten permanent einer großen und akuten Gefahr ausgesetzt waren, die den verantwortlichen Stellen bekannt war und aufgrund ihrer Dringlichkeit eine derart rabiate Vorgehensweise erforderte, muss man zwangsläufig den Schluss ziehen, dass hier eine eklatante Missachtung der Sorgfalts- bzw. Dienstpflicht vorlag, deren juristische Konsequenzen es zu prüfen gilt.
Am Freitag gab Herr S., seiner Darstellung nach unter Rücksprache mit dem Ordnungsamt, den Einsatzbefehl. Obwohl sich der Asylkreis stets um ein gutes Verhältnis mit den Mitarbeitern des Landratsamts und des Sicherheitsdienstes bemüht hat, erachtete es keine Stelle für notwendig, den Asylkreis im Vorfeld oder zumindest bei Beginn der Maßnahme zu informieren. Dieses Verhalten spricht für sich und offenbart, welcher Stellenwert und welche Wertschätzung der Arbeit der Freiwilligen entgegengebracht wird – nämlich offensichtlich keine. Wir nehmen für uns in Anspruch, dass die bisher weitgehend friedliche und positive Stimmung zu einem großen Teil auf die Arbeit der freiwilligen Helfer zurückgeht, die stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Bewohner haben und sie mit Rat und Tat unterstützen. Dem entgegen steht insbesondere der Rhein-Neckar-Kreis, der die Arbeit des Asylkreises von Beginn an systematisch behindert hat und den Bewohnern keinen übergeordneten Ansprechpartner für ihre bedauernswerte Situation bietet.

Im Zuge der Räumung wurden nicht nur brennbare Gegenstände oder Elektrogeräte entsorgt, sondern auch allerlei andere Gegenstände wie die offiziell vom Landratsamt gestellten Stühle und Tische sowie persönliche Besitztümer wie Notenständer, Fahrradteile, ein Laptop oder sogar Lebensmittel. Die genannten Sachen wurden vor der Halle gesammelt und vor den Augen ihrer Besitzer und in Gegenwart der Öffentlichkeit in Container geworfen. Im Polizeibericht, der in großen Teilen von der Presse übernommen wurde, wurde dieser Vorgang als „Entrümpelung“ bezeichnet. Der Asylkreis distanziert sich in aller Deutlichkeit von dieser Wortwahl, denn der Begriff des Entrümpelns impliziert, dass es sich bei den betreffenden Gegenständen um „Gerümpel“ handelt – und nicht etwa um Einrichtungsgegenstände, die teilweise unter hohem finanziellen und zeitlichen Aufwand von den Bewohnern angeschafft und täglich benutzt wurden.

Überhaupt war das Vorgehen in jedem Sinne unverhältnismäßig. Zwar ist die Durchsetzung der Brandschutzbestimmungen ein legitimer Zweck und die Entfernung der problematischen Gegenstände auch grundsätzlich geeignet, diesen Zweck zu erreichen; die Aktion war in diesem Ausmaß jedoch weder erforderlich noch angemessen. Eine menschlich anständige Lösung hätte darin bestanden, einen Termin festzusetzen, bis zu dem alle verbotenen Gegenstände hätten entfernt sein müssen. Wären die Bewohner dieser Frist dann nicht nachgekommen, hätte eine Entfernung und Einlagerung der Sachen unter Einbeziehung der verantwortlichen öffentlichen Stellen wie Polizei und Feuerwehr stattfinden müssen, und nicht etwa durch ein privates Sicherheitsunternehmen, das keinerlei hoheitlichen Rechte besitzt. Von einer vorherigen Ankündigung wurde jedoch bewusst abgesehen – Herr S. erklärte, dass sich die Bewohner ja hätten organisieren und Mitglieder des Asylkreises eine Demonstration veranstalten können. Dazu hätten sie in einem demokratischen Rechtsstaat auch jedes Recht gehabt. Selbst wenn man die unangekündigte Räumung der Halle als notwendig erachtet hätte, so hätte doch die Möglichkeit bestanden, zusammen mit den jeweiligen Zimmerbewohnern die Gegenstände zu beschriften, zu inventarisieren und angemessen zu lagern. Stattdessen wurde wahllos Eigentum, darunter auch solches, welches offensichtlich keine Brandgefahr darstellt, vor den Augen seiner Besitzer in Container geworfen. Darauf angesprochen, dass es sich bei den betreffenden Gegenständen um Eigentum der Hallenbewohner handle, wurde von Seiten des Sicherheitsunternehmens die Behauptung aufgestellt, dass die Flüchtlinge in der Halle überhaupt keinen Besitz haben dürften und darüber hinaus die Gegenstände widerrechtlich vom Sperrmüll mitgenommen bzw. gestohlen worden seien. Über die Feststellung hinaus, dass ein Unternehmen, dessen Führungspersonal ein solches Verständnis und Menschenbild besitzt, auf keinen Fall eine Asylbewerberunterkunft bewachen dürfte, erübrigt sich jeder Kommentar.

Die Aktion am letzten Freitag hat die Bewohner der Halle fassungslos, verständnislos und vor aller Augen gedemütigt zurückgelassen. Ihre Würde wurde mit Füßen getreten und all das Vertrauen, das der Asylkreis Oftersheim unter großem Einsatz seiner freiwilligen Helfer seit Ankunft aufbauen konnte, zerstört. Die Bewohner wurden einem Verhalten ausgesetzt, wie man es vielleicht in ihren Herkunftsländern erwarten würde. Jetzt wurde ihnen das Bild vermittelt, dass Deutschland nicht für Rechtsstaatlichkeit, sondern vielmehr für Willkür und Gewalt steht. Worte, die dieses Unrecht ungeschehen machen können, gibt es nicht. Es bleibt nur die Hoffnung, dass nun schnell deutliche Schritte unternommen werden, um die Situation der Hallenbewohner nachhaltig zu verbessern und ihnen darüber hinaus gezeigt werden kann, dass solches Verhalten in Deutschland nicht geduldet wird und für alle Verantwortlichen ernsthafte Konsequenzen mit sich bringt.

Heidi Joos
Leiterin des Asylkreises
heidi.joos@asylkreis-oftersheim.de

Einladung zum Sommerfest

Der Asylkreis Oftersheim lädt alle Oftersheimer zum Sommerfest unter der Schirmherrschaft von Herrn Bürgermeister Geiß am 14.8.2016 an der Grillhütte ein. Nach der Eröffnung um 13:00 Uhr mit dem Blechblasquartett „Delax Deluxe“ und der Begrüßung in mehreren Sprachen erwartet Sie bis 18:00 Uhr neben einem reichhaltigen Speise- und Getränkeangebot (mittags Kaffee und Kuchen sowie (warmes) Essen aus Syrien, Iran, Irak, Afghanistan, Gambia und Deutschland) ein volles Programm mit unter anderem folgenden Punkten:

  • Gitarrenspiel mit Abdullah Khawla
  • kurdische Lieder mit Sazbegleitung
  • Trommelgruppe aus der Hallenbewohner
  • deutsche Musik mit Paul Werner
  • kurdische Tänze
  • Fußballturnier
  • Spielmobil