Begegnung im Siegwald-Kehder-Haus

Der Dienstag letzter Woche bot etwas ganz Besonderes. Im Gemeinschaftsraum des Siegwald-Kehder-Hauses waren die Bewohnerinnen und Bewohner zu einem Kaffeenachmittag eingeladen.

Dieses Mal hatte Frau Kurz – die Ansprechpartnerin im Haus – allerdings noch weitere Gäste: junge Männer aus Afghanistan, Syrien, Gambia und aus dem Iran, die in dieser Woche im Unterrichtsraum des Hauses ihren ersten 100stündigen Deutschkurs beendet hatten.

Begegnung SKH

Schnell gab es zu den Bewohnern Kontakt, da die Gäste das Eingießen des Kaffees übernahmen und auch leckeren Kuchen austeilten. Es war schön zu sehen, wie zugewandt und offen die Bewohner zu den Flüchtlingen waren und wie diese wiederum versuchten, ihre bereits gewonnenen Sprachkenntnisse anzubringen. Nach einer Vorstellungsrunde, in der sie ihren Namen, ihre Adresse, ihr Alter, ihren Wohnort, ihren Beruf und ihr Herkunftsland mitgeteilt hatten, saß man zusammen und erzählte. So wurde es ein gelungener, berührender Nachmittag.

Ein herzliches Dankeschön an Frau und Herrn Kurz für die Organisation dieses Zusammentreffens und an alle Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses für die Aufgeschlossenheit und Neugierde, die sie den jungen Männern entgegenbrachten. Diese waren froh und dankbar für diese Gelegenheit, lobten Kaffee und Kuchen und gehen nun hoch motiviert in ihren nächsten Sprachkurs, der in der folgenden Woche beginnt.

Brigitte Frei

Er lernt – wir lernen – wir haben gelernt

Seit dem 2. März 2016 gebe ich einer Gruppe junger Flüchtlinge aus Gambia und Afghanistan, die in der Halle im Hardtwald 19 untergebracht sind,  Deutschunterricht. Es ist ein Anfängerkurs der VHS Schwetzingen für insgesamt 100 Stunden. Jeweils montags und mittwochs kommen sie für drei Stunden ins Siegwald-Kehder-Haus. Ich freue mich jedes Mal auf diesen Kurs, weil mich der Lerneifer, das Interesse an der deutschen Sprache und die Bereitschaft, möglichst schnell viel von unserer Lebensart und Kultur kennen zu lernen, beeindruckt. Sie können mittlerweile meine Unterrichtssprache (gelegentlich  etwas Englisch unterstützt) verstehen, erweitern stetig ihren Wortschatz und lernen Sätze aus den verschiedensten Alltagssituationen, die ihnen die tägliche Orientierung außerhalb der Halle erleichtern sollen.

Konsequente und zielgerichtete Sprachvermittlung (inklusive Hausaufgaben) ist das wesentliche Standbein und hat auch absolute Priorität. Dennoch sind gemeinsame Tätigkeiten, die von der Planung, der Durchführung und Nachbereitung sprachlich etwas systemfreier ablaufen, eine sinnvolle Ergänzung. So wollen wir  demnächst einmal gemeinsam kochen, wobei  die jungen Männer selbständig ihre Rezepte auf Deutsch zusammenstellen.

Eine weitere wesentliche Hilfe für den Spracherwerb und die Verbesserung der Alltagsituation der Flüchtlinge  wäre es, wenn die eine oder andere Firma in Oftersheim eine Möglichkeit einräumen könnte, einen der jungen Männer im Rahmen eines unentgeltlichen Praktikums für einige Stunden in der Woche im Betrieb mit irgendeiner Tätigkeit mitlaufen zu lassen. Der zeitliche Rahmen und die Länge hiervon  wären sehr flexibel. Für eine Nachfrage wäre ich sehr dankbar (01739431151).

Ich bin fest davon überzeugt, dass ein solch intensives Sprachangebot sowie die auch durch den Asylkreis gegebenen Hilfestellungen dazu beitragen, den jungen Männern  den Weg in eine eigenständige Zukunft in unserer Gesellschaft zu erleichtern.

Brigitte  Frei

Asyl Deutschkurs

Zweites Begegnungscafé

Beim zweiten Begegnungscafé „Welcome“ war das Josefshaus wieder mehr als gut besucht. Neben leckerem Essen und Trinken und gemeinsamer Musik haben sich wieder viele Gespräche zwischen den Flüchtlingen und Oftersheimer Bürgerinnen und Bürger ergeben. Auch Bürgermeister Jens Geiß besuchte das Treffen. Vertreter des JUZ haben eine Spende an den Asylkreis übergeben, außerdem wurde eine Familie im „Gasthaus zum goldenen Hirsch“ mit Blumen beglückwünscht, der kleine Josef ist das erste Baby, das in der Unterkunft geboren wurde. Das nächste Begegnungscafé steht schon fest: Donnerstag, 12. Mai, um 18.30 Uhr im Josefshaus

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Interview mit Fardeen Alim aus Kabul, Afghanistan

Fardeen Alim ist einer der rund 270 Bewohnern, die seit Januar diesen Jahres in der Gemeinschaftsunterkunft in Oftersheim unterkommen. Der gebürtige Afghane aus Kabul hat an der Kardan Universität den Bachelor in „Business und Administration“ abgeschlossen und neben zahlreichen Weiterbildungen und Arbeitserfahrungen (die Liste ist zu lang, um sie hier im Einzelnen zu nennen) auch zwischenzeitlich ein eigenes Unternehmen gegründet gehabt. Im Januar 2015 nahm er die Stelle als „Administration and Operation Manager“ bei der Aga Khan Stiftung in der Kunduz Provinz an. Die Aga Khan Stiftung ist eine nicht-staatliche Entwicklungshilfeorganisation mit Hauptsitz in der Schweiz mit zahlreichen Niederlassungen in 15 Ländern, darunter auch Afghanistan. Dieser Job war es auch, der Fardeen Alim dazu zwang, Afghanistan zu verlassen. Von der Taliban erhielt er Drohbriefe und -anrufe, dass man ihn töten werde, wenn er seinen Job nicht verlasse.

Auf die Frage was er am meisten vermisse, sagt er: „Um ehrlich zu sein, vermisse ich alle meine guten Freunde. Aber am meisten meine Familie“.

Was sind deine Wünsche für die Zukunft?„Aufgrund meiner Erfahrungen im Managementbereich, wünsche ich mir etwas Humanitäres zu machen, egal ob in Deutschland oder in einem anderen Land. Mein Wunsch ist es, etwas für die Menschen zu tun und mehr Wissen zu erlangen und zu entdecken, damit andere und ich selbst auch besser leben können.“

Was sind deine Ängste und Sorgen?„Meine größte Sorge und Angst ist meine Zukunft, meine Familie und alle Menschen, die Krieg in ihren Ländern haben, wie die Menschen in Afghanistan, Syrien, Irak und in anderen Ländern, in denen Krieg herrscht. Ich denke die ganze Zeit über an diese Menschen und ihre Zukunft und was mit ihnen und den kommenden Generationen passieren wird.“

Was denkst du über Deutschland? „Deutschland ist ein tolles Land und die Deutschen sind tolle Gastgeber, denn sie nehmen viele Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern und mit verschiedenen Religionen bei sich auf. Von dem demokratischen System Deutschlands habe ich schon gehört, als ich noch in Afghanistan gelebt habe. Ich finde, Deutschland hat eine tolle Vorstellung von Menschlichkeit (im Original: „Great Idea of Humanity“).

Wie siehst du die Situation in der Gemeinschaftsunterkunft?„Im Allgemeinen finde ich die Situation in der Halle gut, aber leider gibt es keine wirkliche Möglichkeit, sich dort sportlich zu betätigen – ich bin Wrestler und brauche dafür eigentlich geeignete Räumlichkeiten. Die Räumlichkeiten generell sind klein für die Anzahl der vielen Menschen in der Unterkunft, aber das soll keine Beschwerde sein, es ist nur ein Verbesserungsvorschlag falls möglich, ansonsten ist es ok.

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Das Interview war auf Englisch, die Antworten sind sinngemäß ins Deutsche übersetzt worden.

Lisa Thielsch

Flohmarkt – Austausch bei Tee und Kaffee

Zu einem Flohmarkt haben sich rund 20 Helfer des Asylkreises und etwa 50 Bewohner aus der Flüchtlingsunterkunft „Zum goldenen Hirsch“ im evangelischen Gemeindezentrum getroffen. Dabei wechselten nicht nur Kleidungsstücke die Besitzer, es gab auch Kaffee, Tee und Gebäck für alle, so dass die Besucher die Gelegenheit hatten, ins Gespräch zu kommen. Die Leiterin des Asylkreises, Heidi Joos, hatte die Gäste in deutscher Sprache begrüßt, das Ganze wurde ins Arabische übersetzt, außerdem gab es Infozettel noch auf farsi und englisch. Jürgen Weber von der Verwaltung und Ansprechpartner im Rathaus für den Asylkreis, stellte außerdem noch den Wochenplan für Deutschkurse und Freizeitangebote vor.

Ein herzliches Dankeschön noch für die Kleiderspenden!

Bitte an die Bevölkerung:

Derzeit wird keine Kinder- und Damenbekleidung mehr benötigt – wir bitten darum, im „Goldenen Hirschen“ keine Kleider abzugeben oder einfach abzustellen.

Foto: Paul Werner

Die Gambia Boys aus Oftersheim beim Fußball-Turnier in Ketsch dabei

Die Lebenshilfe organisiert gemeinsam mit Postillion e.V. ein „Fußballturnier für alle“, ein inklusives Projekt, bei dem Fußballer mit und ohne Behinderung mitmachen können. Los geht es am Freitag, 26.02.2016, ab 16 Uhr (bis 21.30 Uhr) in der Neurotthalle in Ketsch. Mit dabei ist auch ein Team aus der Flüchtlingsunterkunft im Gewerbepark Oftersheim. Das Team heißt: „Gambia Boys“, eine von 17 Mannschaften. Gespielt wird in zwei Altersklassen von 12 bis 17 Jahren und über 18 Jahren. Für Bewirtung ist gesorgt. Gäste sind herzlich willkommen!
(Foto: Paul Werner)

Asylcafé: Mit diesem Andrang und Interesse hat wohl keiner gerechnet!

Schon vor dem offiziellen Beginn um 18.30 Uhr war das Josefshaus so voll, dass auch die letzte Trennwand geöffnet und zusätzliche Tische und Stühle aufgestellt werden mussten. Das erste Begegnungscafe „Welcome“ war ein voller Erfolg und ein Zeichen dafür, dass Oftersheim die Neuankömmlinge aus dem Nahen Osten und Afrika herzlich willkommen heißt. Sowohl langjährige Bürgerinnen und Bürger als auch Neubewohnerinnen und Bewohner aus den Unterkünften im Gewerbepark Hardtwald und in der Ortsmitte (Gasthaus zum goldenen Hirsch) waren zu – so schien es – gleichen Teilen im Josefshaus vertreten. Auch die Nationalitäten waren bunt gemischt, und trotz unterschiedlichen Sprachen und Kulturen fanden die Besucher Wege, miteinander in Kontakt zu treten – notfalls mit Händen und Füßen.

Auch die Begrüßungsworte von Frau Joos wurden im Anschluss auf Englisch, Arabisch und Persisch wiederholt, um zu zeigen, dass das Willkommenscafé offen für alle ist, egal welche Herkunft und welche Nationalität.

Besonders schön anzuhören und auch mit anzusehen war die musikalische Unterhaltung einer Trommlergruppe aus Gambia (unter Leitung von Herrn Lautenbach), zu der sowohl deutsche Kinder aus Oftersheim als auch arabische Kinder aus dem Hirsch gemeinsam tanzten. Es wurde geklatscht, gelacht und vor allem wurde ohne Vorurteile und Voreingenommenheit kommuniziert. Neue Patenschaften und Sprachtandems wurden gefunden und die Grundlage für neue Freundschaften geschaffen.

Wir bedanken uns bei allen, die den Abend zu was Besonderem gemacht haben, in erster Linie bei den Organisatoren und Mitarbeiter/innen an der Theke und in der Küche, aber auch bei allen Bürgerinnen und Bürgern (neu wie alt), die gekommen waren.

Das nächste Begegnungscafé wird kommen (im März, der genaue Termin wird noch bekannt gegeben), und schon jetzt möchten wir Sie/Euch herzlich dazu einladen!

Lisa Thielsch

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