Gutes Essen und Lautenmusik schufen prächtige Stimmung zum Wiedersehen
„Wie viel sich getan hat!“ staunte Heidi Joos, als sie auf dem Sommerfest des Asylkreises die Gäste begrüßte. „Einige von Ihnen sind schon vor sechs Jahren nach Oftersheim gekommen, nun wurden neue Kinder geboren, andere gehen inzwischen zur Schule und wieder andere haben eine Ausbildung begonnen.“
Nach drei Jahren Pause lieferte die Grillhütte bei herrlichem Sommerwetter den passenden Rahmen für ein Fest, das dieses Mal vor allem Familien anzog. Obwohl Buffet und Kuchentheke für stetige Nachfrage sorgten, brauchte keiner Angst haben, an den bunten bestückten Theken leer auszugehen. Hinter der Grillhütte tobten Kinder über die Wiese oder die Düne hinauf, saßen am Schminktisch und spielten an den Planschbecken.
„Ich danke den vielen, die bei der Vorbereitung mitgeholfen und für das Essen gespendet haben, und natürlich auch dem Bauhof“ lobte Heidi Joos als Sprecherin des Asylkreises den Einsatz der Ehrenamtlichen. Dem schloss sich bei seinem Grußwort Bürgermeister Jens Geiß an. „Als Schirmherr freue ich mich, dass nach der langen Pause wieder so viele dabei sind. Der Asylkreis wirkt ja oft im Hintergrund. Hier zeigt sich aber, dass Integration in unserer Gemeinde funktioniert. Mein Dank geht an die Freiwilligen des Asylkreises. Am Gelingen des Festes haben auch unsere Mitarbeiterinnen des Integrationsbüros im Rathaus ihren Anteil.“
Dass viele der geflüchteten Familien, die in der Anschlussunterbringung vor wenigen Jahren erst ihre neue Heimat in Oftersheim fanden, ihre eigenen Wege gehen, zeigten die Tischgespräche. Kinder berichten untereinander von ihren Abenteuern im Videospiel mit ihren Spielkameraden in der Schulklasse und die Erwachsenen nutzen das Wiedersehen als Tauschbörse für Neuigkeiten und Bedürfnisse.
Kheri Al-Hadschi arbeitet in Schwetzingen, kam aus dem Irak und sucht in Oftersheim inzwischen eine passendere Wohnung für seine gewachsene Familie. „Ein Kind geht zur Schule, eines ist jetzt im Kindergarten und unsere Tochter wurde hier geboren,“ erzählte der Jeside. Heidi Joos kennt das Problem: „Da gibt es schon mal fünf Personen in einer Zweizimmerwohnung oder die Wohnung liegt so weit oben, dass es mit kleinen Kindern schwierig wird.“
Passend zur ausgelassenen Wiedersehensstimmung spielte Hamit Enüstekin mit einer Saz auf, einer langgezogenen Laute, wie sie vom Balkan bis Afghanistan verbreitet ist. Gutgelaunt, sympathisch und mit eindringlicher Gesangsstimme trug er Lieder gleich in drei Sprachen vor: Kurdisch, Türkisch und zum Beifall seiner Zuhörer auch Arabisch. „Eigentlich sind das Kurdische gleich vier verschiedene Sprachen. Aber ich verspreche, das nächste Mal wird es eine mehr sein und ich werde auch auf Deutsch singen.“
Die große Resonanz unter den neuen Oftersheimerinnen und Oftersheimern auf die Einladung zum Sommerfest und die vielen neuen Gesichter zeigten auch, wie sich die Aufgaben des Asylkreises geändert haben: „Viele brauchen nicht mehr die Unterstützung, die bei ihrer Ankunft nötig war. Die haben ihre eigenen Wege gefunden. Auf Begleitung durch unsere Helferinnen und Helfer vom Asylkreis und durch die Mitarbeiterinnen vom Rathaus wollen wir trotzdem nicht verzichten,“ sagte Heidi Joos.
„Wir wollen die Kontakte untereinander aufrechterhalten. Parallelgesellschaften möchten wir nicht. Um in Deutschland zu leben, reicht es nicht, wenn die damals zu uns gekommenen nur noch in ihren Communities zusammenfinden.“
Das ist an diesem Nachmittag gelungen. Während am Buffet noch immer keine Pause eingetreten war, wurde die Hintergrundmusik zum Essen abgestellt und stattdessen etwas flottere Musik aufgelegt. Die Tanzfläche vor der Grillhütte füllte sich schnell.
Andreas Heisel