Interview mit Fardeen Alim aus Kabul, Afghanistan

Fardeen Alim ist einer der rund 270 Bewohnern, die seit Januar diesen Jahres in der Gemeinschaftsunterkunft in Oftersheim unterkommen. Der gebürtige Afghane aus Kabul hat an der Kardan Universität den Bachelor in „Business und Administration“ abgeschlossen und neben zahlreichen Weiterbildungen und Arbeitserfahrungen (die Liste ist zu lang, um sie hier im Einzelnen zu nennen) auch zwischenzeitlich ein eigenes Unternehmen gegründet gehabt. Im Januar 2015 nahm er die Stelle als „Administration and Operation Manager“ bei der Aga Khan Stiftung in der Kunduz Provinz an. Die Aga Khan Stiftung ist eine nicht-staatliche Entwicklungshilfeorganisation mit Hauptsitz in der Schweiz mit zahlreichen Niederlassungen in 15 Ländern, darunter auch Afghanistan. Dieser Job war es auch, der Fardeen Alim dazu zwang, Afghanistan zu verlassen. Von der Taliban erhielt er Drohbriefe und -anrufe, dass man ihn töten werde, wenn er seinen Job nicht verlasse.

Auf die Frage was er am meisten vermisse, sagt er: „Um ehrlich zu sein, vermisse ich alle meine guten Freunde. Aber am meisten meine Familie“.

Was sind deine Wünsche für die Zukunft?„Aufgrund meiner Erfahrungen im Managementbereich, wünsche ich mir etwas Humanitäres zu machen, egal ob in Deutschland oder in einem anderen Land. Mein Wunsch ist es, etwas für die Menschen zu tun und mehr Wissen zu erlangen und zu entdecken, damit andere und ich selbst auch besser leben können.“

Was sind deine Ängste und Sorgen?„Meine größte Sorge und Angst ist meine Zukunft, meine Familie und alle Menschen, die Krieg in ihren Ländern haben, wie die Menschen in Afghanistan, Syrien, Irak und in anderen Ländern, in denen Krieg herrscht. Ich denke die ganze Zeit über an diese Menschen und ihre Zukunft und was mit ihnen und den kommenden Generationen passieren wird.“

Was denkst du über Deutschland? „Deutschland ist ein tolles Land und die Deutschen sind tolle Gastgeber, denn sie nehmen viele Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern und mit verschiedenen Religionen bei sich auf. Von dem demokratischen System Deutschlands habe ich schon gehört, als ich noch in Afghanistan gelebt habe. Ich finde, Deutschland hat eine tolle Vorstellung von Menschlichkeit (im Original: „Great Idea of Humanity“).

Wie siehst du die Situation in der Gemeinschaftsunterkunft?„Im Allgemeinen finde ich die Situation in der Halle gut, aber leider gibt es keine wirkliche Möglichkeit, sich dort sportlich zu betätigen – ich bin Wrestler und brauche dafür eigentlich geeignete Räumlichkeiten. Die Räumlichkeiten generell sind klein für die Anzahl der vielen Menschen in der Unterkunft, aber das soll keine Beschwerde sein, es ist nur ein Verbesserungsvorschlag falls möglich, ansonsten ist es ok.

fardeenalim

Das Interview war auf Englisch, die Antworten sind sinngemäß ins Deutsche übersetzt worden.

Lisa Thielsch