Sana und Modou kommen aus Gambia in West-Afrika. Sie waren unter den ersten Flüchtlingen, die letzte Woche ins „Camp“ im Gewerbepark eingezogen sind. Danach gefragt, was sie erzählen möchten, erzählen beide lange von ihrer Flucht – von den Schlepperbanden in der algerischen Wüste, von Flüchtlingen, die aus Erschöpfung umgefallen sind und den Tuareg-Rebellen, die sie mit dem Tod bedrohten und nur gegen Bezahlung wieder gehen ließen. Dann die Vorsicht vor den kleinen Jungs im libyschen Bürgerkriegsgebiet, die auf offener Straße mit Gewehren spielen und schließlich die Fahrt übers Mittelmeer mit über 100 Menschen in einem Schlauchboot. Einige haben es nicht überlebt. Endlich auf Lampedusa, erzählt Modou, habe er der Strapazen wegen tagelang kaum geschlafen und nicht geredet. Er habe auch angefangen zu trinken „um zu vergessen“, das aber inzwischen wieder gelassen.
Beide kennen sich aus Gambia, „we are brothers“, betonen sie, „wir sind Brüder“, obwohl sie nicht verwandt sind. Aber sie sind ein Team, und das merkt man, beide wollen permanent reden und tun das ohne sich dabei jemals ins Wort zu fallen. Modou ist Trommler und hat in Hotels vor Touristen die Bechertrommel „Djembe“ gespielt. Sana kann auch trommeln, war aber Koch in einem Restaurant am Strand. Hier im Camp ist das Essen gut, sagt Sana – ein Catering-Service versorgt die Bewohner –, aber er würde gern selbst kochen. „Meinen Reistopf würdet ihr lieben“, glaubt er.
„Das Problem ist der Präsident“ sagt Sana zu den Fluchtursachen. In Gambia herrscht kein Krieg, es gibt aber Konflikte zwischen zwei ethnischen Stämmen. Die, die nicht dem herrschenden Stamm angehören, werden bedroht und können jederzeit im Gefängnis verschwinden.
Auf die Frage, was ihr erster Eindruck von Oftersheim war, betonen beide, wie dankbar sie sind für alle, die hier arbeiten und für den Respekt, den man ihnen gegenüber bringt. Sie wissen zu schätzen, dass „viele kommen und wir trotzdem Platz haben“.
Von den Ereignissen in Köln haben sie gehört und sie wissen, dass viele Deutsche nun ängstlich sind. Beide nehmen das ernst und suchen nach Erklärungen für Köln: „Es sind viele Leute gekommen und alle sind unterschiedlich“, „Die meisten kommen, um ihr Leben zu retten“. Sie selbst werden alle Menschen hier respektieren, „wir bomben nicht und wir begrapschen niemanden“, in Gambia gäbe es die selben Gesetze und sie hätten sich immer daran gehalten.
Sana wünscht sich, etwas zu tun, will deutsch lernen, um mit den Leuten auf der Straße reden zu können. Immer nur schlafen und essen „is not my way“. In Oftersheim haben sie sich schon umgesehen und mit der Freizeit-Gruppe des Asylkreises gehen sie bald Fußball spielen.
Am 18. Februar findet das 1. Begegnungs-Café im Josefshaus statt und Flüchtlinge wie Oftersheimer sind herzlich willkommen. Sana und Modou haben die Einladung gern angenommen und versprochen, uns dort ihre Trommel-Künste zu zeigen. „We will make you happy“ versprechen die beiden. Wir freuen uns drauf.
Ihr Asylkreis (Interview: Peter Rösch)